Epigenetik - Genetik

Elterliches Verhalten verändert das Verhalten der Nachkommen

  • Man hatte festgestellt, dass Ratten ihr Verhalten ändern, wenn man sie in den ersten 21 Lebenstagen unterschiedlichen Situationen aussetzt.

Versuch:

  • 2 Gruppen Ratten. A wurden tgl. 15 Min. von Ihren Müttern getrennt, B nicht. Im Erwachsenenalter hatten A-Ratten eine bessere Stresskontrolle, gemessen an dem Cortisonspiegel nach Stromstoss.
  • Sie benötigten nur wenig Cortison um Stress zu entwickeln, reagierten also sensibler. Ursache waren vermehrt gebildete Rezeptoren für Cortison im Hippocampus durch vermehrte Aktivierung des entspr. Gens

Die Lebensumstände beeinflussen den Hormonhaushalt durch die
Quantität der Bildung von Rezeptoren.

 

Elterliches Verhalten verändert das Verhalten der Nachkommen

Das Verhalten der Eltern verändert die Chemie der Gene ihrer Kinder.

  • Charaktereigenschaften sind nicht unveränderbar in Genen fixiert.
  • Die Regeln der Epigenetik gelten danach nicht nur für körperliche Ausprägung, sondern auch für psychische Manifestation.
  • Weibliche Ratten, die fürsorglich aufwuchsen, behandelten ihren Nachwuchs ebenfalls fürsorglich und vernachlässigte Rattenmütter vernachlässigten ihren Nachwuchs.
  • Stressgeplagte Mütter vernachlässigen ihre Kinder, die dadurch nervös und ängstlich werden und somit gut an die rauen Lebensbedingungen angepasst sind,
  • Mütter bereiten durch Vernachlässigung ihren Nachwuchs somit auf schlechte Lebensbedingungen vor mit besseren Uberlebenschancen.

(Meany).

 

Elterliches Verhalten verändert das Verhalten der Nachkommen

• Gleiches konnte in 2 Studien für Menschen nachgewiesen werden, die in Armut und krimineller Umgebung aufwuchsen. Arme Kinder haben -Im Gegensatz zu Kindern, denen es besser geht - einen höheren Pegel an Stresshormonen, der einen unerwünschten Einfluss auf ihr Gehirn hat und zu geringerem intellektuellem Vermögen und geringerer emotionaler Kontrolle führt. Kinder, die vernachlässigt oder missbraucht werden, reagieren stärker auf Stresshormone. Viele Studien an Menschen belegen solches, vernachlässigende Mütter erzeugen z.B. ängstliche Kinder.

Hirnorganisch unterschiedliche Aktivitäten in den Vergleichsgruppen

wurden nachgewiesen.

  • Das bedeutet: Eltern müssen Kinder fürsorglich aufziehen, damit sie auch wieder fürsorglich für ihre Kinder werden.
  • Die vernachlässigten sind aber überlebensfähiger und könnten sich
evolutionär eher durchsetzen.

 

Fatale Folgen fehlender Zuwendung

  • Schlussfolgerungen aus den tierexperimentellen Ergebnissen:
  • Vor allem die sehr frühen emotionalen Erlebnisse, d.h. kurz nach der Geburt und in den ersten Lebenswochen (Nager) bzw. Jahren (Primaten incl. Mensch) wirken sich nachhaltig ('prägend') auf die Entwicklung des Gehirns (limbisches System, welches für Gefühle zuständig ist) und des

Verhaltens aus.

  • Ein intakter Eltern-Kind-Kontakt ist von essentieller Bedeutung für die
  • Entwicklung der Hirnfunktion und des Verhaltens.
  • Wenn wir unsere Kinder zu Mitgefühl und Altruismus erziehen wollen den ist der erste Schritt ihnen eine emotionale Basis zu geben. In mehr als einem Dutzend Studien wurde belegt, dass das Bindungsverhalten entscheidend ist. Eine Mutter die Bindung vermeidet erzeugt Kinder, die
  • Bindung vermeiden(SHAVER).

 

Genetik oder Epigenetik?

  • Den Unterschied zwischen der Genetik und der Epigenetik kann man wahrscheinlich mit dem Unterschied zwischen dem Schreiben und dem Lesen eines Buchs vergleichen. Nachdem ein Buch geschrieben ist, ist der Text (die Gene oder die in der DNA gespeicherte Information) in allen an den interessierten Leserkreis verteilten Kopien der gleiche. Jedoch wird jeder einzelne Leser des Buchs die Geschichte auf etwas unterschiedliche Weise interpretieren, mit sich im Laufe der Kapitel unterschiedlich entwickelnden Gefühlen und Erwartungen.
  • In sehr ähnlicher Weise ermöglicht die Epigenetik verschiedene

Interpretationen einer festen Vorlage (das Buch oder der genetische Code), was je nach den variablen Bedingungen, unter denen die Vorlage betrachtet wird, zu unterschiedlichen Lesarten führt.'

 

 

Epigenetische Schalter

METHYLIERUNG von Genen

Ubertragung von Methylgruppen durch DNA-Methyltransferasen auf

Nukleobasen an bestimmten Stellen innerhalb der DNA.

Da die jeweilige Base erhalten bleibt, ist DNA-Methylierung keine genetische Mutation.

Der Kanadische Forscher Michael Meaney entdeckte eine durch das Trauma ausgelöste Metylierung im

PromotorGen des GR mit sek. Erhöhung der Aktivität der Stress-Achse, die auf Nachkommen übertragen wird.

 

Methylierung des Glucocorticoidrezeptors

Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft Misshandlungen erlebt hatte, zeigten ein verändertes Methylierungsmuster am Glucocorticoidrezepter auf und waren damit anfälliger für Stress.

Karl M. Radtke et al.:

Transgenerational impact of intimate partner violence on methylation in the promotor of the glucocorticold receptor. Translational Psychiatry 1, 19.07.2011,

S. e21.

 

Die GR-Aktivität ist im Labor messbar

Studien untersuchen die GR-Aktivität häufig in vivo (Dexa-methason-Suppression-Test*). Dabei wird der Effekt einer Glukokortikoidgabe (Dexamethason) auf die Cortisolaus-schültung des Patienten gemessen. Es ist heute aber möglich, eine vergleichbare Aussage durch einen reinen Labor-test mit einer Blutprobe des Patienten zu erhalten.

Indikation

  • Als labordiagnostischer Anhalt zur Differenzierung von Depression, Chronic Fatigue und Burnout
  • Als Marker für Prognose und Therapieverlauf bei
Depression

Material und Abrechnung

2x Heparin-Blut + 1x Serum.

Die Analyse wird nur nach GOÀ abgerechnet und kostet

89,75€ [Selbstzahler) bzw. 103,22€ (Privat),

 

Epigenetik der Stressreaktion

Die epigenetische Fixierung der Stress-Sensitivität tritt besonders auf bei:

  • Stressbelastungen der Mutter während der Schwangerschaft
  • Fehlenden Hautkontakt, mangelnde emotionale Wärme
  • Missbrauchserfahrung
  • Gewaltanwendung
  • Entzug der Mutter z.B. durch Krankenhausaufenthalt
  • Auch intrauterine Stressbelastungen können die Stress-Sensitivität und damit das

Erkrankungsrisiko für das gesamte spätere Leben erhöhen.

• Umgekehrt zeigen Kinder, die sehr viel emotionale Zuwendung und körperliche Nähe erfahren haben, im späteren Erwachsenenleben eine deutlich höhere Stressresistenz und Ausgeglichenheit.

 

Die prägenden Phasen

  • Schwangerschaft
  • Perinatal
  • Pubertät

 

Posttraumatische Belastungsstörung PTBS

• Das Erleben eines bewusst wahrgenommenen, vollständigen Kontrollverlustes im Angesicht einer äußeren Gefahrensituation kann zum Posttraumatischen

Belastungssyndrom führen.

  • Sowohl in der Amygdala als auch im Hirnstamm führt diese Erfahrung zur Superverstärkung von Synapsen, die Glutamat und Noradrenalin ausschütten.
  • Diese Patienten zeigen eine dauernde Hyperaktivität der Amygdala, gehäufte Angst-und Panikattacken, schwere Erschöpfungszustände und teilweise erhebliche Gedächtnisstörungen durch Hippokampusatrophie.
  • Dewleen Baker von der Universität Cincinnati hat bei Traumapatienten eine Aktivierung des CRH-Gens, die Traumaexpertin Rachel Yehuda aus New York dauerhaft erhöhte Noradrenalinspiegel nachgewiesen.

 

Posttraumatische Belastungsstörung PTBS

Paul Whalen von der Universität in Wisconsin hat PTBS-Patienten nur 50 ms lang Erinnerungsbilder an ihr Trauma eingeblendet. Die Patienten konnten nicht sagen, was sie gesehen hatten. Das Bild löste eine volle Angst-und Panikreaktion und eine sichtbare Aktivierung der Mandelkerne, im PET nachgewiesen, aus.

Dies verdeutlicht, dass innere Vorstellungen und Bilder unserer Seele auch dann eine massive Kraft haben können, wenn das Bewusstsein nichts von ihnen weiß!

 

The German Angst?

Zellbiologe Dr. Peter Gruss, bis 2014 Präsident der Max-Planck-Gesellschaft arbeitet auf dem Gebiet der Genregulation stellte auf einer Jahrestagung

2011 zu r Diskusssion:

Gibt es eine „German Angst*? Liegt die Ursache der deutschen Angst in den Traumata, die unsere Eltern und Großeltern erlebt haben?

Es scheint möglich, dass es bei Schwangeren aus der Kriegszeit zu epigenetischen Modifikationen im Rahmen des Kriegstraumas gekommen sein könnte

Aber wie ist das denkbar?

 

In einer Schwangeren sind drei Generationen direkt der selben Umwelt ausgesetzt. Ein epigenetischer Effekt in die vierte Generation wäre erst ein Beleg für eine Vererbung.

 

Holocaust-Überlebende geben Trauma an ihre Kinder weiter

Es wurden die Gene von 32 jüdischen Personen untersucht, die während des Zweiten Weltkriegs entweder in einem Konzentrationslager gefangen waren, gefoltert wurden oder sich verstecken mussten.

FKBP5 Gen erscheint über Generationen epigenetisch verändert.

Yehuda R, Daskalakis NP, Bierer LM, Bader HN, Klengel T, Holsboer F, Binder EB.

Holocaust exposure induced intergenerational effects on FKBP5 methylation Biological Psychiatry; 21 August 2015 (Doi: 10.1016/j.biopsych.2015.08.0

 

Genexpression des Glukokorticoidrezeptors (GR) bei

Selbstmörder

In post mortem Gewebe bei Selbstmördern konnten erniedrigte Werte des

GR nachgewiesen werden bei denen es frühkindliche Traumatisierungen gab

Patienten, die früh eine Traumatisierung erlebt hatten haben später bei erneutem Trauma eine höhere Suszeptibilität mit einer PBS zu reagieren

McGowan, P.O. SasakiA. Dalessio A.C. et al (2009) Epigenetic regulation of the glucocorticoid receptor in human brain associated with childhood abuse

8 - Hormoncos

 

Diskussionen

Die Bedeutung der Reduktion von Trauma in der Schwangerschaft

Frühzeitige Therapie mit Antidepressiva scheint einen protektiven Effekt auf die Verhinderung einer PTBS zu erreichen.

Hier wird noch geforscht. Man diskutiert entsprechend vulnerablen Soldaten nach der Rückkehr bei erlebter Trauma eine 4 wöchige antidepressive

Behandlung angedeihen zu lassen.

Mütterliche Pflege führt zu höherer Stressresistenz - dies kann auch

nachträglich erfolgen

Mansay, I.- Steverung komplexer Hirnfunktionen und deren Pathologien aus Vanessa lus, Jörg Thomas Richter Kulturen der Epigenetik: Vererbt, codiert, übertragen

 

Transgenerationelle Weitergabe von Angst über Spermien

Gestresste Mäuse (durch Forced Swim Test) gaben hr depressives Verhalten und die veränderte Impulskontrolle an die nächsten zwei Generationen weiter

Mansuy, L.: Steverung komplexer Himfunktionen und deren Pathologien aus

Vanessa Lux, Jörg Thomas Richter Kulturen der Epigenetik: Vererbt, codiert, übertragen

Influence of Early Stress on Social Abilities and Serotonergic Functions across Generations in Mice

Tamara B. Franklin, ** Natacha Linder, ' Holger Russig' Beat Thöny,* and Isabelle M. Mansuyt*

Denkbare Ursache: DNA Methylierung, an den Histonen könnten epigenetische Markierungen hängen bleiben, Mikro RNA

Im Spermienkopf befinden sich 20-30 Basenpaare kurze RNA Stränge, deren Funktion wir noch nicht kennen. Möglich erscheint hier ein Zusammenhang.

 

Transgenerationelle Weitergabe

  • Nicht nur Angst und Stress können durch Spermien weitergegeben werden.
  • Auch positive Effekte können weitergegeben werden
  • Z.B. Verbesserte hippocampale Plastizität durch körperliche Bewegung in Kombination mit kognitivem Training

RNA-Dependent Intergenerational

Inheritance of Enhanced Synaptic Plasticity after Environmental Enrichment

• Die Weitergabe wird durch miRNA in

Spermien geleistet.

 

The future of preconception care in the United States: multigenerational impact on reproductive outcomes

Michelle St. Fleur 1 Karla Damus & Brian jack

ME IS 66 Download citation hips//doi.org10.1080/03009734.2016.1206152

Preconception Health

Cal Media Campaig

Preconception care is defined as a set of interventions that aim to identify and modify biomedical, behavioral, and social risks to the woman's health or pregnancy outcome through prevention and management prior to a woman becoming pregnant

 

When you are pregnant, you are also pregnant with your grandchild.